Montag, 30. August 2010

Dynamik in Hundegruppen - von Freitag, 27.08.2010

Seit vielen Jahren laufe ich mit einer oft großen Hundegruppe. Anfangs waren es 3 oder 4 Hunde, irgendwann 8 Hunde, jetzt sind es manchmal auch 10 oder 12 Hunde. Viele schauen mich dann immer ganz verwundert an, wie so etwas funktioniert. Schaue ich mir andere Gassigeher an, so denke ich schon, ja, dass ich etwas ganz Besonderes mache. Aber auch bei mir läuft nicht immer alles rund ...

Im Moment haben wir August und somit Urlaubszeit. Die letzten Wochen waren für mich und meine Gruppenhunde sehr anstrengend. Mit jedem neuen Hund verändert sich die Dynamik in der Gruppe und muss neu angeschaut werden. Das musste ich letzten Freitag schmerzlich erfahren:

Koda, ein 6jähriger, unkastrierter Goldi Rüde durfte uns letzte Woche begleiten, der Freitag war sein letzter Tag. Bei unkastrierten Rüden habe ich oft das Problem, dass sie entweder einen Hund auswählen und diesen dann den ganzen Spaziergang über verfolgen oder sich an die Hunde heften, die wir beim Spazieren gehen treffen. Koda war mit den Gruppenhunden gut verträglich, um das Mitlaufen mit fremden Hunden zu vermeiden, hatte er einen Kurzführer zum Greifen um. Die vier Tage war er unauffällig, lediglich Montag und Mittwoch auf unserer Nachmittagsrunde ließ er Kaya nicht in Ruhe und steigerte sich sehr stark hinein. Das war Mittwoch dann schon deutlich besser als Montag. Mit der großen Gruppe gab es aber wie gesagt keine Probleme.

Jack, ein 3jähriger, unkastrierter Rüde liegt gerade neben mir. Letzten Mittwoch habe ich ihn das erste Mal kennengelernt, Freitag war sein erster Tag. Er verbringt 10 Tage bei mir und Nemo. Auf dem Spaziergang am Mittwochnachmittag lernten Jack und Koda sich kennen, es gab keine Probleme. Kaya ließ er größtenteils in Ruhe. Er war ruhig, lief vor sich hin und reagierte auf Nemos Aggressionsverhalten mit Meideverhalten. Also ein netter Kerl.

Am Freitag dann sollte es schnell gehen, da ich am Mittag zu meiner Oma fahren wollte und diese 400km entfernt wohnt. Da ich dann nach meiner Planung zu spät dran war, verzichtete ich darauf, an einer Kaufhalle vorbeizufahren und noch einen Sack Trockenfutter zu kaufen. Ich hatte ja noch etwas im Auto, nicht mehr sehr viel, aber ich ging davon aus, dass es ein ruhiger Spaziergang werden würde – Pustekuchen!

Ich also los, Rucksack im Auto gelassen, aber Leinen nehme ich immer mit. Koda mit Kurzführer und auch Jack ohne Leine, allerdings mit 1 Meter Schleppleine. Mischa, ein unkastrierter Havaneserrüde mit 3 Meterschleppleine, alle anderen Hunde durften frei laufen, Maira wie immer an ihrer Schleppleine. Den Weg runter zur Wiese ging alles sehr gut. Die zwei unkastrierten Rüden, um die ich mir Gedanken gemacht hatte, verstanden sich gut. Leider hatte ich nicht bedacht, dass mit einem weiteren, unkastrierten Rüden einfach die Dynamik eine ganz andere war … Felix, ein kastrierter Golden Retrieverrüde, wurde Ziel um Aufregung von Koda abzulassen. Es ist einfach nur blöd, wenn man weiß, dass es nicht gut geht, wenn der eine Rüde den anderen besteigt. Der Maulkorb für Felix lag natürlich im Auto, wo sonst in so einer Situation? Wegschicken half nichts, anclickern von Felix schaffte ihm sein Anhängsel nicht weg und so kam es wie es kommen musste: Felix flippte aus und Koda wurde unter ihm begraben. Allerdings war er ansprechbar und hörte sehr schnell wieder auf, bekam Futter dafür … er hat gelernt! 300 Meter später, Koda hatte so halbwegs verstanden, probierte es Jack … und Felix sagte sehr klar, dass er das nicht toll fand. Geschirrgriff mit Ankündigung um Felix von Jack runterzupflücken, Hunde Kekse gestreut und die drei Rüden ins Sitzen gebracht und meine Nerven waren am Tiefpunkt. Ja, was soll ich tun? Ich leinte Koda und Jack an, jede hatte jetzt drei Meter und wollte einfach eine Runde laufen und dann zum Auto und fertig. Super Idee, aber Hunde wollten es irgendwie anders. Ich kann euch aber sagen, an diesem Tag gab es keine weitere Prügelei mehr unter den Hunden, ich hielt Koda und Jack (ich muss sagen, Koda war penetranter als Jack) von Felix fern. Maira durfte laufen, damit ich mich um die zwei Herrschaften kümmern konnte und auch Nemo, Greta und Winston hatten „Freetime“. An der Leine klappte es gut, untereinander gab es keine Probleme mit den zwei Jungs. Nach der Hälfte der Runde gesellte sich Mäusebuddlerin Maira wieder zu uns, in der nächsten Kurve ging sie uns wieder verloren. Ihr erinnert euch: Mein Plan war es so schnell wie möglich zum Auto zu kommen. Maira folgt eigentlich immer, auch, wenn sie mal an einem Mäuseloch hängt, kommt sie irgendwann wieder. Heute dauerte es und dauerte … Ich war schon fast fertig mit meiner Runde, wir ließen gerade andere Hunde vorbei, aber Mischa (kleiner, weißer Hund) war nicht bei uns, sondern auf dem Mittelweg bei einem fremden Hund. Also kurz überlegt, Maira kann auf sich selbst aufpassen, erstmal Mischa wieder einfangen. Ich musste dazu bis nach vorne, Mischa wollte einfach nicht auf mein Rufen hören, wurde aber netterweise von einem Mann eingefangen und zu mir gebracht. Nun mit drei angeleinten Hunden begab ich mich auf die Suche nach Maira. Sie geht gern stöbern, am liebsten in Wassernähe. Jedes Rufen an der Stelle, wo sie abhanden gekommen, brachte nichts. Normalerweise kommt sie dann angerannt und sagt: „Da bin ich doch, was rufst du denn?“, aber nicht an diesem Freitag. Nach minutenlangem Rufen hörte ich sie kläffen. Zumindest etwas, so konnte ich sie zumindest finden. Da ich einen engen Weg entlang musste, band ich Koda und Mischa getrennt voneinander an. Dann begab ich mich, Kodas Bellen ignorierend und begleitet von meinen Hunden, auf die Suche nach Maira. Ich fand sie auf einem Baumstamm, wedelnd. Die Leine hatte sich verhakt. Dieser Baumstamm geht über das Wasser (Fluß), es sind zwei parallele Baumstämme. Durch die Leine war zu erkennen, sie musste den Rechten hoch sein, wollte links wieder runter und hatte sich dabei verhakt. Also balancierte ich zu Maira, das geht Gott sei Dank, da es breite Baumstämme mit vorhandenen Ästen zum Festhalten sind. Ich habe Maira losgemacht und sie rannte zum Dank erst einmal bellend übers Feld. Ich entfitzte die Leine und begab mich zu Mischa und Koda, nahm alle drei Rüden wieder mit und begab mich nun schnurstracks zum Auto. Maira wurde natürlich wieder angeleint …

Nach diesem Spaziergang sah ich aus wie sau und die Hunde waren fix und fertig. Aber es zeigt mir auf eindrucksvolle Art und Weise, dass ein Hund die ganze Dynamik in einer Hundegruppe verändern kann. Heute (Montag) ohne Koda, nur Jack und Felix verlief der Spaziergang entspannt. Nur wenige Mal hat Jack probiert Felix zu besteigen, ließ sich ansprechen und durfte freilaufen. War alles kein Problem.

Ich hatte meinen Gruppenhunden eigentlich versprochen, dass nach Branco, Lucky, Leo, Nala und Dixie, Rocko nicht zu vergessen, endlich wieder Ruhe einkehrt. Leider will es das Leben nicht so, erst Koda und jetzt Jack. Nächste Woche wird wahrscheinlich eine ältere Malinoishündin aus Hamburg dabei sein. So stressig neue Hunde doch sind, es ist erstaunlich wie gut es im Endeffekt funktioniert. Dies waren am Freitag für das Jahr 2010 Prügelei 2 und 3. Prügelei 1 war Anfang März 2010 zwischen Felix und Max (nicht mehr dabei, wieder in Schweden). Kleinere Auseinandersetzungen gibt es, ich versuche den Hunden durch das Training mit Markersignalen richtige Lösungsstrategien aufzuzeigen. Heute habe ich angefangen mit den Hunden den Geschirrgriff zu üben. Ich bin gespannt, ob dieser sich auch bei einer Hundegruppe einüben lässt, auch, wenn ich keine Einzeltrainingszeit mit jedem Hund habe.

Keine Kommentare: