Samstag, 22. Mai 2010

Der Marathon für die Welpen

Jeder von uns kennt doch sicherlich das Märchen, dass man einem Welpen bis ca. zum 4. Lebensmonat (16 Wochen) alles gezeigt haben muss, was er lernen soll. Von der Innenstadt bis zum U-Bahn fahren und Flughafen gucken, Wildpark besuchen, Flohmarkt, ... die Palette ist riesig. Ich frage mich dabei immer: Warum nur? Warum muss ich einen Welpen so viele Dinge so kurzer Zeit zeigen? Natürlich, klar, Welpen ist neugierig, wollen die Umwelt erforschen und neue Dinge lernen. Sie lernen schneller als erwachsene Hunde. Aber bedeutet das auch, dass sie schneller die richtigen Dinge lernen?

Meine Meinung:

Übt mit dem Welpen zuerst die grundlegenden Dinge: Kommen bzw. Umorientierung auf den Namen, Sitz, Folgehand und Entspannungssignal. Erst, wenn euer Welpe die Grundsignale beherrscht und eine Vertrauensbasis zwischen euch hergestellt ist, dann geht mit eurem Welpen alle Situationen an, die er lernen soll. Und wenn er dann eben kein Welpe, sondern vielleicht ein Junghund ist, was macht es für einen Unterschied?

Mit Nemo habe ich ein 3/4 Jahr gewartet bis ich ihn an Dinge gewöhnt habe, die ihm Angst machen. Im Moment sind wir mitten drin. Denn ich setze mir weder einen strickten Zeitplan, noch muss ich meinen Hund zu Aktionen zwingen, wir tasten uns langsam heran. Dadurch, dass ich ihm die Zeit lasse, die er zum Lernen und zum Verarbeiten braucht, wird Nemos Verhalten Schritt für Schritt besser. Er hat Vertrauen zu mir, ist nicht mehr so schreckhaft wie am Anfang. So hat ihm heute Morgen die Straßenbahn, die an ihm vorbeigefahren ist, nichts ausgemacht. Vor einem halben Jahr wäre er da noch in Panik verfallen.

Geht mit eurem Hund normal spazieren. Ich rede um Gottes Willen nicht von Abschirmung oder Isolation! Am meisten in einer Großstadt sind Menschen- und Hundekontakte ganz normal. Lasst euren Hund aber bitte nicht von jedem Kind antatschen, fahrt auch mal raus in die umliegenden Wälder und erkundet die Wiesen und Felder. Neue Sachen lernen, bedeutet ja nicht automatisch, den Hund mit in die Stadt nehmen, mit zum Einkaufen oder zur Kirchweih. Das Gehirn des Hundes empfindet auch Hundegerüche, neue Gegenden, neue und spannende Übungen als "Neu" und ist aktiv.

Lasst euch Zeit beim "Sozialisieren" eures Hundes. Und wenn es das ganze Leben lang dauert, dann habt ihr zumindest eine Lebensaufgabe mit eurem Hund!

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